Das Wort Zen ist die japanische Übersetzung des chinesischen Begriffs Ch'an. Das Schriftzeichen Ch'an wiederum besteht aus zwei Grundzeichen. Das erste bedeutet so viel wie "Vorzeigen" oder auch "Offenbarung" und das zweite Zeichen kann man mit "Einfachheit" übersetzen. Somit ist, wenn von Ch'an oder Zen die Rede ist, "Offenbarung der Einfachheit" gemeint.

Damit ist sehr schön und zutreffend das Wesen des Zen ausgedrückt, denn es handelt sich beim Zen weder um ein theologisches Lehrgebäude noch um eine Philosophie. Wenn Zen nicht einfach ist, dann ist es kein Zen, aber dieser Einfachheit fehlt es nicht an Tiefe. Die Einfachheit des Zen ist dessen größte Schwierigkeit und seine alles in Frage stellende Tiefe sein größtes Potential.

Wir begegnen der Schwierigkeit des Einfachen unmittelbar, wenn wir uns auf den Weg des Zazen, der Zen-Meditation, begeben. Das Zazen verlangt von uns nichts mehr und nichts weniger, als uns nicht zu bewegen und an nichts zu denken. Üblicherweise gelingt uns am Anfang weder das eine noch das andere. Der noch ungeübte Körper sträubt sich, die beim Zazen geforderte aufrechte Haltung einzunehmen und beizubehalten. Noch weniger aber gelingt es uns, den Gedankenstrom in unserem Inneren anzuhalten oder auch nur abzubremsen. Solange unser Zazen aber von körperlicher und geistiger Unruhe geprägt ist, wird der Sinn der Übung verfehlt: die unmittelbare, ungetrübte Erfahrung des Seins.

Wichtig ist vor allem regelmäßige Übung. Den Übungsweg sollte man am Besten in einer Gruppe beschreiten, denn allein verliert man leicht Initiative und Richtung.

Detlef B. Fischer